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Doch ein Blog über die VW eAutos...

... und dabei geht es mir dermassen auf den Keks!


Bevor ich mich jetzt zu eAutos auslasse, werde ich kurz erklären, warum ich mich ein wenig in der Autoindustrie auskenne und mich dabei trotzdem nicht als Experte bezeichne.


Ich habe ab 2013 für Nissan in Dubai gearbeitet. Die Familie die dort Nissan verkauft, hält das Alleinverkaufsrecht seit 1968 und verkauft über 40.000 Nissan pro Jahr in einem Land, mit nur 8 Mio Einwohnern. Die Familie wurde dafür von Nissan jahrelang und immer wieder zum stärksten Nissan Händler weltweit gekürt und zu der Zeit als ich dort begann, wurden gerade Renault und Nissan zusammengelegt. Infiniti gehört auch noch zu Nissan und ist deren "Luxusmarke", ähnlich wie Lexus bei Toyota.


Ich habe für den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden gearbeitet und wir hatten auch und täglich mit dem Group CEO Automotive zu tun. Wir reden hier von einer Firma die 1Mrd. USD an Vermögenswerten nur in ihrem Nissan Geschäftsbereich besitzt. Die Autoindustrie, der Handel, After Sales, Workshop und Autovermietung gehörten drei Jahre lang zu meinem täglich Brot und ich war es auch, die der RTA (Road and Transport Authority) also der Strassenverkehrsbehörde in Dubai, in einem sechsstündigen Meeting das Car Sharing, auf Basis der Daten aus München und Singapur, vorgestellt hat. Dies war nur möglich, weil mir mein Chef alle Experten für die Evaluierung und die Präsentation zur Verfügung gestellt hat. Was ich da lernen durfte, ist unbezahlbar.


Bei meiner Rückkehr nach Europa habe ich dann für einen Zulieferer gearbeitet, der glücklicherweise über so viel Geld verfügt, dass er sich die Idiotien der Autohersteller nicht geben musste. Dieser Zulieferer war einer der sehr wenigen, die in der Coronazeit, der Chipkrise und der Zeit des weltweit sehr hohen Ölpreises, seine berechtigten und nötigen Preiserhöhungen auch bei VW durchsetzen konnte. Und ich darf berichten, dass die VW Group -mit Verlaub- die Schlimmste im Umgang mit Ihren Zulieferern war als es darum ging, die Preise den neuen Marktkonditionen anzupassen. VW hat die Fahrzeugpreise zwar massiv erhöht, Ihren Zulieferern wollte sie diese Erhöhung aber nicht gönnen, obwohl das keine Erhöhungen zur Bereicherung waren sondern schlicht, um die massiven Erhöhungen auf den weltweiten Märkten bzgl. Rohstoffen abzufedern.


Der Zulieferer für den ich gearbeitet habe, hat VW bis zur Woche vor Ende des Lieferantenvertrages so unter Druck gesetzt, die höheren Preise zu akzeptieren, dass VW Gefahr lief wichtige -und für die Fahrzeugherstellung kritische- Produkte nicht mehr geliefert zu bekommen. Der springende Punkt war hier, dass dieser Zulieferer Patente für Produkte hat, die VW nirgendwo anders kaufen kann.


Erst drei Tage vor Vertragsende und dem potzentiellen Lieferstopp durch den Zulieferer, hat die VW Gruppe die Preiserhöhung für alle Ihre Marken genehmigt. Das nur einmal zur Info und um zu verstehen, wie VW sich im Geschäftsleben seinen Partnern und Lieferanten ggü. gebart.

Mercedes zum Beispiel hat die nötigen Preiserhöhungen ohne Diskussion akzeptiert.


Mit eAutos kam ich schon in 2013 in Berührung, da- wie bekannt- Nissan mit dem Modell LEAF bereits seit 2010 ein eAuto im Programm hatte. Als ich das Car Sharing bei der RTA vorstellte ging es damals um den Nissan Micra, auf Nachfrage der RTA ob es auch mit dem LEAF möglich wäre, mussten ich natürlich auf die damals fehlende Infrastruktur zum Laden hinweisen. Dies hat sich inzwischen geändert und in den VAE ist heute auch der Tesla gerne gekauft.


Nun habe ich auf Twitter immer wieder unselige Diskussionen mit Menschen die keine Ahnung von der Autoindustrie haben und mit Dümmlichkeiten glänzen, die sie dann -wenn nötig- mit Beleidungen verteidigen.


Der erste Punkt, der für jemanden aus der Automobilindustrie wie mich (mit globalen und nicht nur europäischen Automotivekenntnissen) idiotisch ist, ist der Vergleich mit China oder das Heranziehen von China als Musterbeispiel. Das ist der Punkt, an dem ich sofort erkenne, dass ich es mit einem geistigen Klappspaten zu tun habe. Jemand der ernsthafte Kenntnisse der globalen Autoindustrie hat, wird niemals den chinesischen eAuto Markt als globales Musterbeispiel anführen, da er/sie weiss, dass das aufgrund der verschiedenen Spezifikationen gar nicht möglich ist.


Es gibt bei jedem Hersteller und für jede Region Spezifikationen. Jeder Hersteller hat eine US Version, eine EU Version, eine Middle East (ME) Version usw. Dies wird eigentlich von allen Herstellern -ausser den Deutschen- genutzt, um Geld bei der Herstellung zu sparen. Denn weder in China noch im mittleren Osten gelten die Sicherheitsstandards wie Europa sie hat. Dort werden Fahrzeuge angeboten, die für uns unvorstellbar sind, weil man in Diesen keinen Unfall überleben kann. Diese Fahrzeuge sind dementsprechend günstig und ich meine damit Neufahrzeuge für unter 15k wenn nicht sogar unter 10k. Diese sind für asiatische und arabische Märkte unabdingbar, da in diesen Ländern Billiglöhne gezahlt werden und schlicht keine Autos verkauft werden könnten, wenn man nur die Luxuskunden bedient.


Bei Mercedes zum Beispiel ist in der Middle East Version zu 95% alles so wie in Europa, lediglich Sitzkühlung oder getönte Scheiben sind gängig, während in der EU Version weder massive Tönungen erlaubt sind, noch Sitzkühlung nötig ist (natürlich kann man sie kaufen), dafür gibt es hier dann die Sitzheizung, mittlerweile standardmässig. Sonst haben die Modelle von Mercedes weltweit den gleichen hohen Standard, was es möglich macht, Fahrzeuge der deutschen Hersteller mit nach Europa zu bringen, wenn man das möchte. Einen Nissan als ME Version bekommt man in Europa nirgendwo zugelassen. Das ist nach technischen Sicherheitsstandards nicht möglich, da diese Fahrzeuge EU Standards nicht erfüllen.


Ich selber habe in den VAE eine Nissan 370Z gefahren als ME Version. Ich hätte es geliebt das Auto mit nach Europa zu bringen, ich hätte allerdings hier keine Zulassung für das Fahrzeug erhalten, obwohl dieser Nissan Z technisch und von der Ausstattung sehr wohl der EU Ausführung ähnelt, aber eben nur ähnelt und nicht entspricht.


Lange Rede kurzer Sinn. Chinesische eAutos mit Europäischen oder Amerikanischen gleichzusetzen ist ein Birnen-Bananen Vergleich. Der Chinesische Automarkt darf Autos registrieren, die ich gerne als Pappschachtel mit Motor bezeichne, das ist in Europa so nicht möglich. Auch hier hab ich ein Beispiel, es gibt über 140 eAuto Hersteller in China, einer davon heisst Leapmotors. Leapmotors hat in 2022 ein Fahrzeug entwickelt, wo die Batterie in der Karosserie verbaut wird. Das heisst, sie sitzt mitunter in der Tür und darf einem beim Fahren dann ganze warme Gedanken bescheren, denn was das heisst wenn ein Unfall passiert, bei dem in genau diese Fahrertür reingefahren wird, kann man sich bei den verbrannt stinkenden Konsequenzen wohl lebhaft vorstellen. Ich musste darüber einen Report erstellen und siehe da, Leapmotors wollte für dieses Modell keine europäische Zulassung, wohl wissend, dass sie das Fahrzeug niemals nach Europa bekommen hätten. Nun, in China fährt es rum. Herzlichen Gückwunsch! Anzunehmen, dass der Chinese denkt, er hat ja genug Einwohner für solche technischen Eskapaden.


Leapmotors wird nun eine Kooperation mit Stellantis eingehen und wir werden sehen, dass auch da keine "billigen" chinesischen eAutos kommen werden. Das wäre schlicht gegen die Gewinnstrategie von Stellantis, aber zumindest wird Stellantis für die Sicherheit garantieren und die Fahrzeuge werden natürlich billiger sein, als die deutsche eAutos oder auch Tesla.


Wenn man nun bedenkt, dass nicht einmal 10 % der Chinesischen Hersteller im europäischen Markt zu finden sind, ist das alles was man über den Vergleich dieser Fahrzeuge mit den Autos unserer Hersteller wissen muss. Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich und dieser stinkt noch dazu gewaltig.


Der Vorwurf, dass VW nicht rechtzeitig genug auf den e-Zug aufgesprungen ist mindestens ebenso lächerlich. Leider hat VW genau die Probleme die es hat, weil es mit voller Geschwindigkeit in die eMobility eingestiegen ist und genau das kostet Sie nun ihren Hals, oder vielmehr kostet es die Mitarbeiter Ihre Jobs und Löhne. VW hat es versäumt, sich den internationalen Markt richtig anzuschauen und zum Beispiel die sehr erfolgreiche Strategie bei Toyota -als stärkstem Hersteller der Welt- mal zu analysieren. VW hat zu jedem Zeitpunkt gewusst, dass -wenn es in China eAutos anbietet- und diese weiter und trotz besserem Wissen EU Standards erfüllen, diese nur mit einem höheren Kaufpreis angeboten werden können. Sicherheit kostet Geld. Geld, das 90% der chinesischen Hersteller eben nicht ausgeben wollen und auch nicht müssen.


VW hat in 30 Jahren, seit ich Auto fahre, seine Fahrzeug konstant teurer werden lassen. Man hat als Käufer dafür aber nicht mehr bekommen. Das beste Beispiel ist der Golf. Wie rechtfertigen sich 40k Euro für einen verdammten Golf? Statt sich also auf seine Corebusiness zu konzentrieren, nämlich den Verbrenner, der Ihnen die Gewinne garantiert, haben sie sich woken Ideologien hingegeben und sind damit kräftig auf dem Arsch gelandet. Der Audi CEO hat sich in 2022 gegen seine Verbrenner Kunden gestellt. Die Zukunft des Autos wäre elektrisch? Naja, in Anbetracht der Tatsache, dass die eMobility Spässe überhaupt nur durch die Verbrenner Verkäufe möglich sind und waren, könnte man fast glauben dieser CEO hat sein Gehirn im Nachtschrank vergessen. Das war ein massives Verprellen der Audi Stammkundschaft und hat den Herrn noch vor Ende 2023 seinen Job gekostet. Bei einer AG hört der Spass auf, wenn ein CEO sich gegen seine Stammkunden wendet.


VW hätte sich vor langer Zeit damit beschäftigen müssen, wie sie ihre Verbrenner Kunden halten können, denn die sind die Basis der Gewinne der VW Group, eAuto Kunden waren es zu keiner Zeit. Der Gesamtabsatz von batterieelektrischen Autos (BEVs) lag bei Volkswagen in 2023 noch immer nur bei 8%, und die Message ist hier klar, der Käufer kauft zu 92% Verbrenner, ohne den VW gar nicht überleben kann.


Was man auch weiterhin beachten muss, VW weiss um ihre zu hohen Preise bei Verbrennern, versucht aber nun in einem Billigmarkt wie China mit teuren eAutos zu punkten? Weiss die linke Hälfte bei VW eigentlich was die Rechte tut? Wenn du bei deinen Stammkunden schon Absatzprobleme hast, weil deine Fahrzeuge konstant teurer und unerschwinglicher werden, versuchst du dieses "Erfolgsrezept" dann wirklich in einem Billiglohnland wie China?


VW hat niemals aus irgendwas etwas gelernt. Als ich den Führerschein machte, Anfang der 90er, hätte jeder um mich rum in meiner Altersklasse so gerne VW oder Opel gefahren, aber leisten konnten es sich die wenigsten. Jedes -in japanischen Autos serienmässig vorhandenen- Extra musste bei VW und Opel zusätzlich bezahlt werden. Somit waren deutsche Autos schon damals teurer als Japaner und meiner Meinung nach haben die deutschen Mittelklasse Hersteller schon damals aus Dummheit Marktanteile an die Japaner verloren. Es gab nie das Bestreben von VW die vorhandenen Fahrzeuge günstiger herzustellen und das ist bis heute so. Heute soll man für einen VW Polo Basismodell knapp 20k Euro zahlen und dabei erwähnt Volkswagen gesondert, dass das Fahrzeug Klimaanlage und beheizbare Aussenspiegel hat, die elektrisch einstellbar sind? Wollt ihr uns verarschen, hab ich gefragt?


Volkswagen verliert nicht wegen eAutos oder einer Energiekrise, Volkswagen verliert weil es grundsätzlich arrogant und überheblich mit seinen Stammkunden umgegangen ist. Risiken eingegangen ist die -mit ein bisschen Grips- durchaus als solche erkannt worden wären und gar keine Strategie hat, um in Billiglohnländern zu bestehen. In den GCC Staaten ist der Anteil von VW relativ gering und das, obwohl allein der Gebrauchtwagenmarkt der GCC Staaten in 2021 einen Wert von fast 17Mrd USD hatte. Volkswagen hätte alle Chancen gehabt, erfolgreich zu sein und zu bleiben, aber Strategien die konstant an den Märkten und den Käufern vorbeigingen, führt zu dem, was bei VW gerade passiert.


Die Volkswagenkrise hat sich nicht in den letzten drei Jahren entwickelt, sondern zeichnet sich seit Jahrzehnten ab, denn jede Entscheidung in dieser Industrie hat einen Langzeiteffekt, und Fehler von gestern sind -in diesem Fall- die Pleite von Morgen.


Nachtrag:


Zu dem Märchen das China utopisch viele eAutos hat:


Ende 2023 hatte China 294 Millionen angemeldete PKW, von denen lediglich 23.4 Millionen eAutos waren, also weniger als 10%. China hat mehr als 140 eAuto Hersteller mit über 400 Modellen und diese elektrischen Fahrzeuge werden subventioniert, was insbesondere dazu führt, dass viele Vorführer angemeldet werden. In diesen 23.4 Million PKW befinden sich somit alle Vorführer der 140 Hersteller, Taxis, Mietwagen, CarSharing Flotten & Behördenfahrzeuge. Leider lässt sich aus dieser Zahl nicht erkennen, wie viele dieser 23.4 Millionen PKWs tatsächlich von privaten Käufern zugelassen wurden. Natürlich kann man jetzt auf die Neuzulassungen springen, die sich erstmals im Juli 2024 auf über 50% beliefen, aber auch in diesen Neuzulassungen sind nicht unerhebliche Anteile an Firmenfahrzeugen, die wieder nicht den Privatkundenmarkt reflektieren. Ob das so weiter geht kann niemand mit Sicherheit sagen, aber auch das hat weiterhin nichts mit dem globalen eAuto Anteil zu tun, sondern wieder nur mit dem Chinesischen, der Batterien in Pappkartons verbaut. Wer diese 50% Neuzulassungen auf den Tisch wirft, ist an der Wahrheit gar nicht interessiert, sondern möchte lediglich mit einem Narrativ um die Kurve kommen.


Bei der Frage warum China plötzlich das Musterbeispiel sein soll, obwohl wir alle wissen, dass by Made in China oft eine Menge höchst brennbarer Elektroschrott herauskommt ist die Gleiche, die man beim Gedächtnisverlust von vielen bzgl. der korrupten Ukraine stellen kann. Diese Ukrainedemenz hat bei vielen ab März 2022 so unvermittelt eingesetzt, wie jetzt die Chinademenz.


China mag alles sein, aber es ist sicher kein Musterbeispiel für wirtschafltiche Wunder, die ohnehin nur mit vielen Kohlestromkraftwerken und damit einhergehender Umweltverschmutzung einherkommen. Wenn man also China in den Himmel hebt, möge man bedenken, dass der in China so verschmutzt ist, dass selbst Nachbarländer unter der Verschmutzung zu leiden haben. Und es ist anzunehmen, dass diese -neu aus dem Boden spriessenden Chinaliebhaber- genau diese dreckige Luft eingeatment haben müssen, anders ist deren mentale Verwirrung wohl kaum zu erklären ;-)





 
 

© 2024 Miss Eve.

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